Halle und Berlin
2015-2018
In ein Hochhaus zu ziehen war einst verbunden mit dem Wunsch, ein besseres Leben zu führen, eine neue Wohnung mit Zentralheizung und eigenem Bad, statt Toilette auf der halben Treppe. Man musste keine Kohlen mehr tragen, hatte dichte Fenster. - Und die Hoffnung, dass diese Zeit und Kraftersparnisse das Leben besser machen würden. Vielleicht waren die Hoffnung und das Vertrauen in diese äußeren Umstände zu groß, denn heute zeigt sich ein anderes Bild. Die Fotografien wurden in Halle-Neustadt, Halle- Silberhöhe und Berlin-Altglienicke aufgenommen, doch der Ort spielt nur eine untergeordnete Rolle. Diese Wohngebiete zeichnen ein Bild von Weltabgeschiedenheit. Denn wie sich die Neubausiedlungen an den Stadträndern ähneln, so gleichen sich auch die Leben der Menschen:
Es mangelt an Sicherheit, an Bildung, an Vorbildern. Einfach Ausbrechen fällt schwer, die soziale Herkunft und das Elternhaus prägen die Zukunft eines jeden Individuums. Im Südpark in Halle-Neustadt (Farbfotografien) liegt die relative Kinderarmut bei mehr als 70 Prozent, die Arbeitslosigkeit im gesamten Stadtteil bei mehr als 20.
Mittendrin findet die Sozialisierung statt. Die Bindung an die Freunde, an die Mutter und den Vater spielen eine so große Rolle, dass Loslösung kaum eine Alternative bietet. Ein Abitur ist selten ein Ziel für die Kinder und Jugendlichen, denn es würde heißen, sich für etwas Besseres zu halten und die Gemeinschaft, in der man lebt, möglicherweise zu verlieren.